Test: Doom Resurrection ist ein Railshooter auf iPhone

Alexander Trust, den 30. Juni 2009
Doom Resurrection
Doom Resurrection, Screenshot

John Carmack hat Wort gehalten. id Software hat Doom Resurrection veröffentlicht und wir haben einen Grund zur Freude. Zumindest diejenigen unter uns, die einen Railshooter in einem Science Fiction-Setting nicht als Hindernis ansehen. In welchen Kategorien kann Doom Resurrection punkten? Und wie schlägt sich ein Shooter auf dem iPhone? Unser Review verrät es euch.

Zunächst einmal vorweg: id Software hat die Frage danach, welche Steuerung am besten für einen First Person Shooter auf dem iPhone geeignet ist unbeantwortet gelassen. Man entwickelte nämlich mit Resurrection keinen klassischen Shooter aus der Egoperspektive. Eher ähnelt der Titel den Lightgun-Schießereien an Arcadeautomaten. Wir können uns nämlich nicht frei bewegen. Was zunächst als potenzielle Schwachstelle ausgemacht werden könnte, entpuppt sich beim Spielen gerade als Reiz des Spiels.

Flotter Grafikgenuss

Zugegeben, die Stimmung und das Szenario sind düster, doch trotz der latenten Dunkelheit hat id Software den Spagat zwischen Performanz und Ästhetik hinbekommen. Resurrection läuft – manchmal ist ein Neustart empfehlenswert um den Speicher zu löschen – auf dem iPhone 3G, das mir als Testgerät diente, absolut flüssig und sah dabei noch erstaunlich gut aus. Es gibt vereinzelte Effekte, wenn man Kisten zerschießt, einige Gegner sich an Ort und Stelle teleportieren oder Feuerbälle abfeuern. In letztem Fall ist es uns möglich mit einem Druck auf eine entsprechende Taste zum rechten Zeitpunkt, dem Angriff auszuweichen.

Zombies und so

Zombies, Aliens, irgendeine außerirdische Brut, die bei einem missglückten Experiment entstand, macht unserem Protagonisten das Leben buchstäblich zur Hölle. Resurrection ist ganz klar auch ein Reaktionsspiel. Dazu kommt, dass man ein Gefühl für den Bewegungssensor entwickeln muss. In jedem Level aufs Neue, aber auch zwischendrin, ist es möglich die Steuerung neu zu kalibrieren. Dies geschieht zu Anfang eines Levels oder über das Pausen-Menü und klappt prima. Den schlurfend heran nahenden Zombies können wir allerdings nicht ausweichen, wie wir es vielleicht bei Gewehrfeuer oder Feuerbällen können. Schaffen wir es nicht rechtzeitig, den Untoten ins Jenseits zu befördern, geht er uns ungeniert an die Gurgel. iPhone Schütteln hilft hier wahre Wunder. Unseren Blick, respektive unser Fadenkreuz steuern wir durch die Neigung des Spielgeräts.

Randerscheinung

Die wichtigsten Funktionstasten sind am Rand des Bildschirms, in den Ecken untergebracht. Im oberen Teil findet sich zudem der Pausen-Menü-Knopf. Waffe wechseln klappt links oben, Waffe nachladen rechts oben. Ausweichen bzw. alternativ verstecken funktioniert mit einem Druck auf den Button links unten und rechts unten wird gefeuert. Könnte man sich langfristig für Linkshänder nicht sogar eine alternative Belegung vorstellen, Mr. Carmack? – Die Icons und ein Teil der Umgebungsgrafik entstammt übrigens dem dritten Teil der Doom-Reihe.

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Arsenal und Heilung

Es gibt ein differenziertes und doch überschaubares Arsenal an Waffen, zu denen neben einer doppelläufigen Schrotflinte auch eine Kettensäge gehört. Nicht jede Waffe ist gleich gut geeignet, um bestimmte Dämonen ins marsianische Nirvane zu schicken. Aufgelesen werden die Waffen unterwegs. Ähnlich geschieht dies mit Heilpackungen. Allerdings muss man, um eine davon aufzusammeln, an die Stelle auf dem Bildschirm tippen. Wer nicht schnell genug ist, kriegt das Item entweder gar nicht, oder löst versehentlich eine andere Aktion aus, die er eigentlich nicht beabsichtigt hat, weil der Bildschirmausschnitt bereits weiter gewandert ist.

Story und Sound

Zugegeben, die Hintergrundgeschichte bei Shootern ist in der Regel eher dünn anstatt episch. Doch Action-Freunde wird das nicht weiter stören. Ein Problem für Gelegenheitsspieler wird jedoch an dieser Stelle offenbar. Denn die 4 verschiedenen Schwierigkeitsgrade zu meistern, übt nur einen Reiz auf richtige Zocker aus. Der Casual-Typ hingegen spielt den Titel einmal von Anfang bis Ende und möchte erleben, wie es ausgeht. Dafür alleine ist Doom Resurrection jedoch äußert kurz und knappst andererseits an der oberen Kostengrenze für Spieletitel bisher. Resurrection nimmt zwar Anleihen an der Erweiterung zu Doom 3, ist jedoch keine Retorte. Die von den Menschen wieder aufgebaute Raumstation auf dem Mars ist auch in diesem Titel Schauplatz. Es fehlt jedoch dar Artefakt, das das Tor für die Dämonenbrut allererst geöffnet hat und alles was damit zusammenhängt.

Die Geräuschkulisse ist, anders als der Trailer vermuten ließe, nicht vielmehr als ein dumpfes Getöse von Grunzen, Schreien, elektrischen Türen, usf. Eine anfängliche Sprachausgabe machte Hoffnung auf eine ausgedehnte Audiokulisse. Doch einen Soundtrack suchen wir vergeblich.

Fazit

Doom Resurrection für iPhone ist handwerklich sehr gut gelungen und atmosphärische gut, zur Oberklasse fehlt ein Soundtrack. Allerdings ist der Titel viel zu schnell vorbei (je nach Schwierigkeits-Niveau dauert es nur 2, 3 Stunden) und der Wiederspielwert gering. Man kann den Entwicklern von Escalation Software zugute halten, dass sie nicht einfach nur einen warmen Aufguss eines früheren Add-ons zu Doom 3 produziert haben. Das Spielprinzip ist mehr als in Ordnung, und hinterlässt wegen der leichtgängigen Steuerung einen guten Eindruck. Im Preis-/Leistungsverhältnis indes zeigt das Spiel eklatante Schwächen. 7,99 Euro für einen Titel, den man in so kurzer Zeit von A bis Z (alle 8 Level) gespielt hat, ist leider ein bisschen zu wenig. Nichts desto trotz gibt es von mir 4 von 5 Macs wegen der überzeugenden spielerischen Leistung. Denn das, was man geboten kriegt, ist durchaus top. Eine Lite-Variante gibt es derzeit noch nicht, da aber auch Wolfenstein Classic mit einer entsprechenden versehen wurde, ist es wohl nur eine Frage der Zeit.


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Testergebnis

URS: 7,8 von 10
7,8

Positives

  • grafisch aufwendig
  • tolle Atmosphäre

Negatives

  • vielleicht zu teuer
  • wenig Wiederspielwert