Test: Microsoft Office 2011 für Mac

Stefan Keller, den 31. Oktober 2010
Office für Mac 2011
Office für Mac 2011

Die letzte Office-Version für Mac ist schon fast drei Jahre alt und litt an einigen Unzulänglichkeiten. Microsoft hat die Entwicklung des Nachfolgers kürzlich fertiggestellt und verspricht ein paar Neuerungen. Wir testen für euch, ob sich die neue Version besser schlägt als ihr Vorgänger.

Neue Funktionen im Office

Das neue Microsoft Office hat sich ganz und gar dem Arbeiten im Team an verschiedenen Orten verschrieben. Es gibt die Möglichkeit, Dokumente gleichzeitig zu bearbeiten. Die einzelnen Benutzer können ihre Änderungen dokumentieren und kommentieren.

Einen Schritt weiter wagt sich Microsoft mit dem SkyDrive. Dies ist eine virtuelle Festplatte im Rahmen eines Live-Accounts, auf der Dokumente abgelegt werden können. Im Browser kann der Besitzer Dateiberechtigungen setzen und damit andere Benutzer Dokumente einsehen und bearbeiten lassen. Der Clou sind die Web-Apps: Der Empfänger braucht Office nicht einmal selbst installiert zu haben. Ähnlich wie Google Docs hat Microsoft die Office-Bestandteile ins Internet übertragen. Der Anwender braucht lediglich einen unterstützten Browser und den Link und kann sofort loslegen. Einen vollwertigen Ersatz für die richtigen Programme stellen diese Web-Anwendungen zwar nicht dar, aber für schnelle Änderungen oder um sich einen Überblick zu verschaffen, sind sie gut geeignet.

Ein Konzept, das aus der Windows-Welt schon länger, nämlich seit Office 2007, bekannt ist, sind die Ribbons. Deren deutsche Übersetzung lautet „Menüband“ und hält in alle Bestandteile Einzug. Systembedingt ersetzt dies aber nicht die Menüzeile, macht Funktionen aber logisch gegliedert zugänglich.

Ebenfalls neu, aber nicht ganz so konsequent in allen Anwendungen umgesetzt, ist die Vollbildvorschau. Zumindest in Word greift Microsoft Apple damit vor: In der Vollbildvorschau wird der Bildschirm schwarz und außer einer kleinen Symbolleiste wird alles versteckt, was nicht das Dokument selbst ist. In den anderen Office-Anwendungen versteckt die Vollbildansicht lediglich die Symbolleiste und die Ribbons.

Freunde der Automatisierung werden sich über die Wiederkehr von Visual Basic freuen: In Office 2008 herausgefallen, ist diese Programmiersprache wieder mit von der Partie. Dies sichert zudem die Kompatibilität zu Dateien, die mit der Windows-Version erstellt wurden.

Schreiben wie die Könige: Word

Es scheint als sei Word das heimliche Flaggschiff der Office-Produktpalette. Insgesamt finden wir hier den „rundesten“ Eindruck vor – möglicherweise täuscht diese Einschätzung auch aufgrund der Vorgängerversion. Aus Office 2007 (für Windows) ist bereits der neue Formel-Editor bekannt, der eingegebene Formeln nicht mehr als Grafik speichert, sondern editierbar im docx-Format hinterlegt. In der 2008-Version fehlte dieser und auf Windows erstellte Dateien wurden ohne die neuartigen Formeln angezeigt. Microsoft hat diesen Umstand für die aktuelle Version behoben, der Formel-Editor ist der gleiche, wie bei der Windows-Version. Man kann sich wahlweise die Ausdrücke zusammenklicken oder eingeben; die Syntax ist hierbei an den von Latex angelehnt.

Der Vollbildmodus existiert zwar in jeder Office-Anwendung, doch ist er nur in Word so gut umgesetzt, dass er einer Erwähnung würdig wäre. Er bildet mehr oder weniger das Konzept des Vollbilds nach, das Apple für Mac OS X Lion plant. Der Bildschirm wird schwarz (wobei man sich den Hintergrund relativ frei aussuchen kann), die wichtigsten Steuerelemente erscheinen in einer knappen Symbolleiste, die aber nur dann angezeigt wird, wenn die Maus in deren Nähe ist. Der Rest des Bildschirms wird für das Dokument an sich genutzt.

Tabellenkalkulationen mit Excel

Eine neue Funktion in Excel 2011 sind die Sparklines. Mit deren Hilfe lassen sich Zahlen optisch ansprechend direkt in der Arbeitsmappe darstellen. Damit lassen sich schnell Trends erstellen, wie sie beispielsweise bei Wahlanalysen zu finden sind, wenn es darum geht, wie eine Partei im Vergleich zur letzten Wahl abgeschnitten hat. Diagramme gibt es natürlich trotzdem noch, allerdings sind sie eher für eine professionelle Präsentation denn für einen schnellen Überblick geeignet.

Präsentationen mit PowerPoint

Gleich mit zwei PowerPoint-exklusiven neuen Funktionen hat Microsoft die Präsentationssoftware in der aktuellen Version bestückt. Besonders beeindruckt hat uns aber die eingebaute Grafikbearbeitung. Bilder können nun direkt in PowerPoint auf die Folie eingefügt und nachträglich verbessert werden. Dazu zählt unter anderem das Freistellen (den Hintergrund entfernen), einen Filter anwenden (etwa das Verpixeln), das Neueinfärben (beispielsweise um den Effekt alter Fotos zu erlangen) und die Transparenz. Vor allem das Freistellen hat uns imponiert, denn dies funktioniert in sehr wenigen Klicks ohne große Erfahrung mit Bildbearbeitung. Man muss die Maße festlegen, in denen das eigentliche Motiv zu finden ist, woraufhin PowerPoint bereits versucht, das Objekt freizustellen. „Vergessene“ Stellen werden einfach per Mausklick hinzugefügt und fertig ist das Werk. Viel einfacher kann man dies wohl nicht erreichen.

Ein weiteres Feature ist die Übertragung der Bildschirmpräsentation. Damit lässt sich eine Präsentation über das Internet abhalten. Sie wird mit einer Live-ID auf einem Microsoft-Server gespeichert und der Autor erhält einen Link, den er an seine Zuschauer verteilen kann. Auf anderen Computern wird dann diese Präsentation nach den Regieanweisungen des Autors abgefahren. Andere Teilnehmer brauchen dafür PowerPoint nicht selbst auf dem Computer installiert zu haben, ein kompatibler Browser reicht bereits.

Outlook, der Personal Organizer

Als komplett neues Programm in der Office-Familie wird Outlook gefeiert. Das stimmt aber nicht ganz, denn früher war an dessen Stelle Entourage mitgeliefert, das in etwa dieselben Funktionen bot. In seiner Rolle als E-Mail-Client bietet Outlook die meisten neuen Features verglichen mit der Vorgängerversion. Es lassen sich nun E-Mails gruppieren, sodass sich Nachrichten mit demselben Betreff selbst über verschiedene Ordner hinweg wiederfinden lassen, um einer Diskussion selbst dann folgen zu können, wenn vorangegangene Texte aus den E-Mails entfernt wurden. Zusätzlich kann man Unterhaltungen ignorieren, was ganz nützlich ist, wenn man Teil einer Mailingliste ist.

Für den Kalender hat Microsoft den neuen Terminplanungsassistent eingebaut. Dieser erlaubt den Abgleich mit dem Kalender bei eingehenden Terminanfragen und zeigt Kollisionen mit dem eigenen Plan auf. Zudem lässt sich ein Büro als Meetingraum reservieren.

Etwas schade finden wir, dass Outlook seine eigenen Kalender und Kontakte pflegt. Als Vorteil gegenüber den Apple-Programmen wird angegeben, dass Outlook E-Mails, Kontakte und Termine in einer Anwendung vereint, während Apple dafür drei Programme geschrieben hat. Leider ist der Import der Daten aus den OS-X-Apps relativ umständlich. Schöner wäre es, wenn Outlook die Daten verwenden würde, die systemweit zur Verfügung stehen.

Performance und Systemvoraussetzungen

Der wohl größte Kritikpunkt an Office 2008 war die eher bescheidene Performance der einzelnen Anwendungen. An dieser Stelle hat Microsoft seine Hausaufgaben wirklich gut gemacht. Vom ersten Start, der unter anderem die Schriftarten einliest, abgesehen, starten alle Anwendungen in weniger als einer Sekunde (iMac Late 2009, Core 2 Duo 3,06 GHz). Selbst wenn die zu öffnenden Dateien größer sind, lässt sich Office das kaum anmerken; eine Excel-Tabelle mit 35000 Zeilen war in knapp 10 Sekunden geöffnet, Durchscrollen ging ohne weitere Verzögerung.

Einzig Word sorgt noch etwas für Kopfschmerzen, vor allem für die Laptop-Benutzung. Die Rechtschreib- und Grammatikprüfung lässt sich eine Menge Zeit beim Finden von Fehlern und belastet den Prozessor währenddessen mit gut 50%. Solang die Prüfung nicht abgeschlossen ist, wird also eine Menge gerechnet, was der Laufzeit über Akku gut anzumerken sein dürfte. OpenOffice bekommt das deutlich effizienter hin, weshalb die Empfehlung für steckdosenunabhängige Benutzung nach wie vor nicht unbedingt auf die Microsoft-Programme fällt.

Was die Systemanforderungen angeht, hat Microsoft für die aktuelle Version die Unterstützung für ältere Macs mit einem PowerPC-Prozessor aufgehoben. Gebraucht wird ein beliebiger Intel-Mac mit einem Gigabyte RAM und 2,5 GB freiem Speicherplatz. Zudem ist eine Bildschirmauflösung von mindestens 1280×800 angegeben. Der Mac muss entweder auf Mac OS X 10.5.8 oder 10.6.0 laufen.

Editionen und Preise

Die von uns getestete Home and Business-Version beinhaltet alle vier Anwendungen (Word, PowerPoint, Excel und Outlook). Sie ist als Einzellizenz für 249 Euro und als Zweierlizenz für 379 Euro erhältlich. Für den Hausgebrauch bietet Microsoft die Home and Student-Edition, die ohne Outlook auskommen muss. Auch hier gibt es zwei Lizenztypen, die Einzelplatzlizenz für 109 Euro und den Dreierpack für 139 Euro.

Für Studenten bietet Microsoft zudem eine Academic-Lizenz an, die der Home and Business-Editon entspricht, aber nur 69 Euro kostet.

Fazit

Microsoft hat sich redlich bemüht, das Office-Paket auf dem Mac zu verbessern. Allen voran ist die Geschwindigkeit positiv hervorzuheben sowie die Wiederkehr von VBA. Das Versprechen, nun einen optimalen Datenaustausch mit Office auf Windows-Plattformen zu gewährleisten, kann also gehalten werden. Die neue Ribbon-Oberfläche hat sich als recht praktisch erwiesen, vor allem in Kombination mit der Menüzeile sind alte Hasen und Anfänger gleichermaßen gut bedient.

Das neue Paket ist sicherlich nicht an allen Stellen perfekt, doch ist es auf gutem Wege, dies zu werden.

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